Offene Räume
Ausstellung im Künstlerhaus Andreasstadel, Regensburg. Von Sabine Schneider M.A., 2020

Die Künstlerinnen Christina Kirchinger und Melanie Siegel entwerfen imaginäre Bildräume, die trotz der Formatgrenzen unendlich erscheinen. Begriffe wie Nähe und Ferne, Begrenzung und Unendlichkeit sind dabei prägend für ihre Landschaften und Naturstücke, die einer geheimnisvollen, dramaturgischen Inszenierung folgen. In den fiktiven, entleerten Raumsituationen fehlt der Mensch, dessen Verlassenschaften und Natureingriffe allerdings strukturbildend auf die Räume einwirken.

Diese immanente, menschliche Präsenz belebt die verlassenen Bildorte, die zugleich deskriptiv und abstrakt, kultiviert und autonom auftreten. In ihrer Vielgestaltigkeit sind die bühnenhaften Landschaften in einem zeitlosen „Jetzt“ verortet. Die Wegführung des betrachtenden Blicks verliert sich in angedeuteten Gegebenheiten, die in ihrer Bedeutung erfühlt und interpretiert werden müssen.

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In den scheinbar ruhigen Landschaftsstücken von Melanie Siegel finden sich Spuren der Zivilisation. Die ausgewogenen Bildkonstruktionen assoziieren Harmonie, die sich zugleich in labilem Gleichgewicht befindet. Hyperrealistische Natürlichkeit verweist auf einen paradiesischen Zustand, der innerbildlich aber eine Fiktion bleibt. Die Künstlerin inszeniert in malerischer Perfektion kultivierten Naturraum, der durch Öffnungen und Engführungen, durch Sichtbares und Verborgenes im Bildgedächtnis nachwirkt. Immer bleibt der ersehnte Fluchtpunkt außerhalb der Greifbarkeit, stets wird der tastende Blick in andere Dimensionen gelenkt.

Die grafischen und malerischen Werke der Künstlerinnen Christina Kirchinger und Melanie Siegel erschaffen im Zusammenklang eine verdichtete Atmosphäre zeitloser Wahrhaftigkeit und Transzendenz.